Mit der Anschaffung eines robotergestützten Operationssystems setzt das Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster (FEK) auf die derzeit innovativste Patientenversorgung. In Schleswig-Holstein ist das FEK das einzige nicht-universitäre Krankenhaus, das die revolutionäre Roboterchirurgie einsetzt.
Privatdozent Dr. med. Nicolas Schwarz, Chefarzt der Klinik für Chirurgie, ist begeistert von dem Schritt in die medizintechnische Robotik: „Mit der roboterassistierten Chirurgie bewegen wir uns auf dem höchsten Niveau operativer Technikmöglichkeiten. Das System ist eine großartige Weiterentwicklung in der minimalinvasiven Chirurgie. Die Behandlungsergebnisse sind absolut überzeugend.“
Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther überzeugte sich im Rahmen eines Besuches im FEK von der Leistungsfähigkeit des Systems, das er direkt im Operationssaal in Augenschein nahm. „Ich freue mich sehr, dass dieser hohe Behandlungsstandard auch den Patientinnen und Patienten in einem Schwerpunktkrankenhaus wie dem FEK zu Gute kommt“, sagte Günther. „Die Fördermittel des Landes und des Bundes zur Digitalisierung von Krankenhäusern sind hier für eine bestmögliche medizinische Versorgung gut investiert“, so der Ministerpräsident. Das Land hatte im Rahmen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes 1,8 Millionen Euro für die Anschaffung des robotergestützten Operationssystems zur Verfügung gestellt.
Die Kontrolle hat der Operierende
DaVinci Xi heißt der vierarmige Roboter der US-amerikanischen Firma Intuitive, der jetzt den Operateur:innen assistiert. Assistiert wohlgemerkt, und dieser Punkt ist Dr. Nicolas Schwarz besonders wichtig: „Es handelt sich nicht um einen autonom handelnden Roboter, sondern um einen Assistenten. Er wird vom Operateur an einer Konsole gelenkt, alleine macht er gar nichts.“ Während der Operation sitzt der Chirurg oder die Chirurgin an der Konsole und steuert millimetergenau die Arme mit dem Operationsbesteck von DaVinci. Die Arme des Roboters sind also quasi die verlängerten Arme der Spezialist:innen. Allerdings mit zwei bahnbrechenden Unterschieden: Den Chefarzt überzeugte vor allem die uneingeschränkte Rotationsfähigkeit der Operationsinstrumente und die hochpräzise 3D-Visualisierung auf dem Bildschirm seiner Konsole. Die überragende Leistung des Robotik-Chirurgiesystems erklärte Dr. Nicolas Schwarz so: „Wir haben zum einen eine hochauflösende und dreidimensionale Präsentation des Organs. Die bildliche Darstellung ist von allen Seiten möglich, was ermüdungsarmes Operieren erlaubt. Zum anderen begeistert die Artikulationsfähigkeit der Instrumente, das bedeutet: die Beweglichkeit der Instrumente ist auch auf ganz engem Raum – wie zum Beispiel bei einer Prostataentfernung oder bei Operationen am Enddarm im kleinen Becken– exakt möglich. Diese enorme Präzision lässt sich derzeit mit keiner anderen Technik erreichen.“ Zudem ist die Belastung des Operierenden durch eine ergonomische Haltung deutlich reduziert, und das intelligente System gleicht zugleich kleinste Unruhen in den Händen aus.
Bei diesen OPs wird DaVinci assistieren
Der Roboter hat im FEK einen „eigenen“ Operationssaal, die Patient:innen aus vier Abteilungen des Friedrich-Ebert-Krankenhauses werden zu ihm gebracht. Interdisziplinär beteiligt sind die Viszeralchirurgie (Chirurgie des Bauchraums), die Urologie (Harnorgane und Geschlechtsorgane betreffend), die Thoraxchirurgie (die Lunge und Atemwege betreffend) sowie die Gynäkologie (Frauenheilkunde). Vorwiegend werden Tumorpatienten:innen behandelt, aber nicht ausschließlich. Das Ziel der Anschaffung des High Tech-Systems ist eine noch bessere Patientenversorgung, wie der Facharzt für Viszeralchirurgie Dr. Nicolas Schwarz erläuterte: „Ein wesentlicher Schwerpunkt unseres Hauses ist die Behandlung von aufwändigen Erkrankungen und Eingriffe bei Tumorerkrankungen. Wir sind ein onkologisches Zentrum und als Darmkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Insbesondere für diese Patienten bietet der Einsatz von da Vinci hochgradige Operationseffizienz.“
Schnellere Heilung – weniger Schmerzen – schneller nach Hause
Die Robotik des DaVinci Xi basiert auf der seit vielen Jahren etablierten minimalinvasiven Chirurgie, bei der kein großer Schnitt vorgenommen, sondern kleinste Zugänge gelegt werden. Diese auch als „Schlüssellochtechnik“ bekannte Operationsform ist Standard zum Beispiel bei Gallenblasen- und Blinddarmentfernungen, und auch in der Tumorchirurgie mit minimalinvasiven Eingriffen weisen die Spezialist:innen im FEK eine große Expertise auf. Nun gehen die Möglichkeiten mit der Robotik noch einen Schritt weiter, so Dr. Schwarz:
„Mit diesem System ist die Operation für den Patienten atraumatischer, weil an den Eintrittspforten der Instrumente in den Körper das sonst nötige Hebeln entfällt. Es verbessern sich also nicht nur die Behandlungsergebnisse, sondern es werden auch – und das ist ein ganz entscheidender Punkt – die postoperativen Schmerzen für den Patienten drastisch reduziert. Dank dieses enormen Fortschritts in der minimalinvasiven Technik verkürzt sich auch die Rekonvaleszenz, der Patient kann also schneller wieder nach Hause. Mögliche spätere Verwachsungen werden durch das minimal-invasive Vorgehen deutlich seltener.“
Umfangreiches Training im Team
Um sich absolut sicher in das System einzuarbeiten, gab es zahlreiche Schulungen und umfangreiche Trainingseinheiten für die Operateur:innen. Bei den Trainings und ersten Operationen waren externe Fachleute dabei, die das System in und auswendig kennen. „Die Vorbereitung war sehr aufwendig, dennoch ist der Roboter sehr intuitiv und sicher in der Handhabung“, erklärte Dr. Schwarz. Natürlich mussten sich auch die OP-Pflege und weitere Berufsgruppen wie die Abteilung für die Geräteaufbereitung einarbeiten. „Das ist ein multiprofessionelles Projekt, was die verschiedenen Berufsgruppen angeht. Die OP-Pflege ist jedenfalls absolut überzeugt von dem System. Auch für neue Fachkräfte ist DaVinci natürlich interessant“, beschrieb Dr. Schwarz.
Das DaVinci-System ist bereits seit 20 Jahren auf dem Markt und wird beständig weiterentwickelt, in Deutschland hat es seit fünf Jahren besonders in der Viszeralchirurgie enormen Aufschwung erlebt.
Absolut zufrieden ist der Chefarzt mit den ersten Operationen, einer Gallenblasenentfernung, einer Anti-Refluxoperation und zwei Dickdarmoperationen, Dr. Nicolas Schwarz: „Die Ergebnisse sind optimal, besser konnte es nicht gelingen. Das System bietet in Zukunft noch mehr Behandlungssicherheit für den Patienten.“
Friedrich-Ebert-Krankenhaus
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