„Eat-the- world“ ist der Marktführer in Sachen kulinarischer Stadtführungen in Deutschland. 350 Tour-Guides bieten 70 Touren in gut 30 Städten an. Nach Lübeck im letzten Jahr war nun auch in Kiel Premiere. Der Autor ist 3 Stunden mitgelaufen, hat 7 Kostproben getestet und ist angetan.

Tour-Guide Lea Strohfeldt nimmt die Gruppe freundlich in Empfang und führt in die Geschichte des ehemaligen Dorfes Brunswik und des angesagten Kieler Stadtteils Blücherplatz ein. Die angehende Theologin schafft es mit ihrer verbindlichen und freundlichen Art gleichermaßen Einheimische und auswärtige Touristen anzusprechen. Nach der Einführung wird erstmal ein Café angesteuert, dass die 15-köpfige Gruppe mit einer roten Linsensuppe mit Mango zur Frühstückszeit erfreut. Suppe zum Frühstück findet sich in fast jeder Kultur. Passt. Kann man eine Stadt, einen Stadtteil, durch kulinarische Häppchen erfahrbar machen? Ja, man kann. Prägen die kleinen Geschäfte, Cafés und Lokale, ihre Betreiber und Besucher doch maßgeblich die Atmosphäre des Viertels. An ihnen kann man gut erkennen, wie ein Quartier „tickt“. In der Brunswik und am Blücher vor allem entspannt und mediterran. So lernen wir den französischen Bäcker „Restez! à table“ kennen, für dessen anspruchsvolle Backwaren extra Zutaten aus Frankreich importiert werden und „Soto’s Mercado“, dessen Betreiber Oliven, Manchego-Käse und Serrano-Schinken selbst importiert.

Für regionale Spezialitäten sorgt dann Schlachter Steffen’s, der die Teilnehmer mit Probsteier Mettwurst und Schinkenschnittchen verwöhnt. Für Vegetarier gibt es überall Alternativen. Nach Kieler Manier wird es bei einem traditionellen Fischhändler fischig. Das Motto von Künneman & Sohn lautet seit 1920: Fisch macht groß und stark. Die Fischhändlerin reicht Fischfrikadelle und Matjes und erzählt wie alle Inhaber kurz und engagiert etwas über das Geschäft, seine Geschichte und Philosophie. Dazu gehört wohl auch das Gläschen Aquavit – Fisch soll schließlich schwimmen. Zu guter Letzt wird es am Blücherplatz nochmal Französisch. Auf uns warten eine original Galette, ein bretonischer Buchweizenpfannkuchen. Ein entspannter und genussvoller Abschluss. Wie bei allen Rundgängen von eat-the-world werden nur inhabergeführte Lokale und Cafés besucht, die handwerklich arbeiten. Zwischen den kulinarischen Stationen streut Lea Strohfeldt noch jede Menge Kostproben der Stadtgeschichte über Kaiser, Matrosen und Marine und Wissenswertes über die architektonischen Besonderheiten der Vor- und Nachkriegszeit ein. Kiel ist vielleicht nicht die schönste Stadt im Norden, aber mit Sicherheit eine der spannendsten. Und entspannt mediterran, zumindest kulinarisch.

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