Hans Momsen (1735-1811) erblickte auf Bottschlott in Fahretoft, ganz in der Nähe von Dagebüll, das Licht der Welt. Schon sehr früh stellte sich heraus, dass er außergewöhnlich begabt war. In der Schule machte ihm das Auswendiglernen von Bibeltexten und Katechismus wenig Spaß, ihn interessierte besonders die Mathematik. Ständig hatte er Fragen an den Lehrer, der sich dadurch nur gestört fühlte, und auch sein Vater zeigte für den Sohn kein Verständnis.
Während seine Klassenkameraden draußen spielten, saß Hans zu Hause über den Büchern aus dem Besitz seines Vaters und übersetzte mit großer Mühe niederländische Literatur und stillte seinen Wissensdurst. Was sollte nur aus ihm werden? Er müsse doch auf ehrliche Weise sein Geld verdienen. Nach der Schulentlassung verlegte er wie seine Brüder pflichtgemäß den Arbeitsplatz mit Spaten und Schubkarren an den Deich. Er schaffte die körperliche Schwerarbeit trotz seiner schwächlichen Natur ohne Klagen, aber während die anderen pausierten, bildete er sich durch Bücher weiter. Er durchdachte die Arbeitsgänge am Deich, und ihm fiel so manche zweckmäßige mögliche Veränderung zur Arbeitserleichterung ein. Seine Arbeitskollegen, die meistens viel älter und erfahrener waren, lachten darüber. Als er 18 Jahre alt war, übernahm er das Amt als Deichvogt von seinem Vater. Jetzt konnte er bei der Eindeichung des Juliane-Marienkooges 1777 seine Vorstellungen einbringen.
In der Werkstatt baute er Instrumente
Erst mit 45 Jahren heiratete Hans Momsen die 25jährige Adelheid Breckling aus Fahretoft mit der er liebevoll die gemeinsamen sieben Kinder groß zog. Auf der Gabrielswarft in seinem Garten richtete er sich eine Werkstatt ein, in der er seine künstlerische und praktische Kreativität ausleben konnte. Er baute Instrumente, wie Messkonsolen, Reißzeuge, Spiegeloktanten und Räderschneidemaschinen und baute Fernrohre, Uhren mit Glockenspiel und Sonnenuhren. Es gelang ihm auch eine Orgel mit sechs Registern und einer Klaviatur von vier Oktaven zu bauen. Sein Erfindersinn und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten fanden höchste Bewunderung.
Genauso strebsam war Hans Momsen in den Geisteswissenschaften zu Hause. Im Selbststudium schaffte er sich die Grundlagen in Geschichte, Geographie und Anthropologie. Seine Fachgebiete waren Astronomie, Trigonometrie, Mechanik, Optik, Hydraulik und Navigationslehre. Als Astronom und Mathematiker berechnete er die Mond- und Sonnenfinsternis mit schwierigen Potenzberechnungen im Kopf.
Als Lehrer gab er sein Wissen in Mathematik gerne an begabte Schüler weiter. Viele von ihnen fuhren später als Steuerleute oder Kapitäne auf großen Schiffen. Als Landvermesser vermaß er Köge und zeichnete Karten in Dithmarschen. In Fahretoft war er Deichrichter.
Enge Kontakte pflegte er zu Professoren
Als Autodidakt nutzte Hans Momsen seine umfangreiche Bibliothek von 600 Bänden. Die Fachbücher waren teilweise in Deutsch, Holländisch, Dänisch, Englisch, Latein und Französisch. Er konnte alle Sprachen verstehen und hatte mit seinem universellen Wissen, das aus dem Eigenstudium stammte, Kontakte zu großen Wissenschaftlern.
Der Dichter Theodor Storm setzte ihm als Hauke Haien in der Novelle „Der Schimmelreiter“ ein literarisches Denkmal. Viele Überlieferungen aus dem Leben des Landmanns und Gelehrten Hans Momsen sind in die Rahmenerzählung eingeflossen.