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Die Bewohner beim Richtfest im Mai 2017 (Barbara Schlaghecke-Josenhans mit Sonnenbrille)

Es sind nur noch ein paar Monate, dann rollen die Umzugswagen an. Was als eine erste Idee schon im Jahr 2000 als Vision in den Köpfen von Barbara Schlaghecke-Josenhans und ihrem Mann Joachim Josenhans auftauchte, hat als reales ‚Haus an den Auen‘ den Weg in die malerische Parklandschaft des Bad Bramstedter Kurgebiets gefunden.

Wie das Bad Bramstedter Wohnprojekt „Haus an den Auen“ Wirklichkeit wird

Wir wollten einfach anders alt werden, unser Leben selbst gestalten und vorsorgen“, erzählt mir Barbara Schlaghecke-Josenhans. „Deshalb haben wir schon sehr früh regelmäßig einmal im Jahr einen halben Tag mit 20-30 bekannten und befreundeten Menschen lockere Treffen organisiert, um Ziele zu definieren, Informationen einzuholen und weitere Mitbewohner zu finden. Als es dann 2013 zum ‚Schwur‘ kam, haben wir erst mal zu sechst unsere erste GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) mit einem weiteren Ehepaar und zwei Singles gegründet. 17 Jahre sind seitdem vergangen, wobei die eigentliche Umsetzung vier Jahre brauchte.

Gute Nachbarschaft …,
in der der Eine für den Anderen da ist, bedarf nicht nur der bewussten Entscheidung, sondern auch einer räumlichen Gestaltung. So gibt es im Haus an den Auen entsprechende Rahmenbedingungen wie einen Gemeinschaftsraum, einen gemeinsamen Nutzgarten, die Idee des Carsharings und eine Gemeinschaftsterrasse mit Blick auf das eigene Wäldchen. „Vielleicht bauen wir dann noch einen kleinen Teepavillon oder auch eine Boulebahn“, träumt die Initiatorin und alles hört sich fantastisch an.

So soll es aussehen (Bauplatzbanner)

Die größten Herausforderungen
Doch der Weg bis zum Richtfest im Mai 2017 war nicht nur eitler Sonnenschein. Drei Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den zentralen Themen: Gemeinschaft und Öffentlichkeit, Recht und Finanzen und Bau. Denn das Genossenschaftsprojekt hat insgesamt fünf Millionen Euro gekostet und schon in den Anfängen mussten wenige Risikobereite investieren. „Für das Grundstück des Bad Bramstedter Klinikums mussten wir mit unserer GbR aus sechs Personen in einem Vorvertrag eine Anhandgabegebühr bezahlen. Wenn wir nicht rechtzeitig genug Mitbewohner gefunden hätten, wäre das Geld weg gewesen“, führt Barbara Schlaghecke aus. Dann gab es eine Menge Vorgänge zu finanzieren: Bauvoranfrage, naturschutzrechtliches Gutachten und anderes mehr. Eigentlich sollte das Ganze 2015 stehen, doch der Einzugstermin verschob sich immer wieder. Die Frage des Verkaufs oder Vererbens der normalen  Eigentumswohnungen musste juristisch geklärt werden, denn neue Eigentümer sollten mit dem Konzept des Wohnprojekts ja auch einverstanden sein. Nebenher lief der menschliche Prozess des Kennenlernens und des basis-demokratischen Sich-Findens.

Offen fürs Teilen
Die 22 Wohnungen auf dem 7.000 qm großen Grundstück sind inzwischen alle vergeben. 16  Genossenschaftswohnungen und sechs normale Eigentumswohnungen werden spätestens ab Januar 2018
von 29 Menschen zwischen 8 und 75 Jahren bewohnt. Darunter sind drei Bewohner gehandicapt. Ein Drittel ist noch berufstätig. Jede/r hat sich bewusst damit einverstanden erklärt, je nach ihren/seinen Möglichkeiten etwas für die Nachbarschaft zu tun. Das kann mal Einkaufen sein oder ein gemeinsames Frühstück. „Das ist keine Pflicht“, erklärt mir Frau Schlaghecke-Josenhans, „sondern ein Bedürfnis.“ Der ein oder andere ist ausgeschieden, „vielleicht aus Angst vor der eigenen Courage“, meint Frau Schlaghecke. Die Gruppe ist heterogen, d.h., es gibt parteipolitisch oder religiös keinen gemeinsamen Nenner. Was eint,
ist der Wunsch sich anderen zu öffnen und lebendige Gemeinschaft zu leben und doch seine Privatsphäre zu haben. Mittlerweile haben sich Freundschaften gebildet, viele Feste fanden auf dem Grundstück
statt und die Nachbarschaft vor Ort freut sich.

Infos: wohnprojekt.wohnprojektbadbramstedt.de
Infos zu Wohnprojekten einmal jährlich auf den Wohnprojekttagen:
www.stattbau-hamburg.de und www.conplan-gmbh.de

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