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von Marion Laß

Ob am See, im Freibad oder an der Küste: Wo Wasser ist, ist auch die DLRG nicht weit. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist mit knapp 630.000 Mitgliedern und Förderern eine der größten Wasserrettungsorganisationen der Welt. In Schleswig-Holstein zählt sie über 35.000 Mitglieder.

Jetzt beginnt sie wieder, die herrliche Sommerzeit, in der wir auch gerne mal ein Bad in Nord- und Ostsee oder in den zahlreichen anderen Gewässern unseres Landes nehmen. Da kann leicht mal was passieren. Selbst als geübte*r Schwimmer*in ist man nie ganz sicher. Wie gut, dass es die DLRG gibt!

Seit ihrer Gründung in Leipzig im Jahr 1913 setzt sich das DLRG-Team für die Sicherheit im und am Wasser ein. Wir haben der Ortsgruppe Husum einen Besuch abgestattet. Gerade erst vor einigen Wochen war dem Husumer Team eines seiner Schlauchboote inklusive Motor und Trailer aus der Garage gestohlen worden. „Als das bekannt wurde, haben wir so viel Solidarität erfahren. Das tat wirklich gut“, sagt Markus Hausen. Der Vorsitzende der Ortsgruppe ist immer noch beeindruckt. „Der Diebstahl war für uns eine Katastrophe“, sagt Markus Hausen im Gespräch mit der Lebensart. „Vom finanziellen Schaden einmal abgesehen – wir brauchen die Boote!“ Doch was dann kam, hat sein Herz berührt. „Neben der Hilfsbereitschaft, das Boot wiederzufinden, haben wir eine gewaltige Spendenbereitschaft erfahren und können nun ein neues Boot anschaffen“, freut sich der Vorsitzende. Das alte Boot ist inzwischen wieder aufgetaucht. Es ist komplett zerstört worden. Die Mitglieder vermuten, dass es den Dieben zu heiß wurde, das Diebesgut anzubieten. Man hatte versucht, den Schriftzug DLRG zu entfernen, was nicht gelungen war.

Ehrenamtlich und engagiert

Mit Markus Hausen engagieren sich rund 80 ehrenamtliche Helfer*innen in der DLRG Husum. Sie sorgen nicht nur für Sicherheit beim Badebetrieb an der Nordsee und in Eider und Treene, sondern bilden Kinder und Erwachsene im Schwimmen aus – und natürlich im Rettungsschwimmen. Besonders im Sommer leisten die Einsatzkräfte wichtige Präventionsarbeit und rücken bei Notfällen aus – ehrenamtlich und auch schon mal rund um die Uhr.

Mit diesem Handzeichen signalisiert Einsatztaucher Alexander Nissen vom Team der DLRG Husum, dass alles in Ordnung ist.

Ertrinkungsfälle verhindern

„Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Ertrinkungsunfälle zu verhindern“, erklärt Markus Hausen den Job eines Baywatchers. Dazu gehört die Aufklärung über Gefahren im und auf dem Wasser sowie das richtige Verhalten in Notsituationen. Die Husumer verfügen über einen Wasserrettungsdienst und eine Jugendgruppe. Da es bei allen Aktionen in erster Linie um Wissen und Erfahrung geht, stehen hier Erste-Hilfe-Kurse und medizinische Fortbildungen ganz oben auf der Agenda. Wer Interesse hat, sich zu engagieren oder einen Schwimmkurs zu besuchen, ist herzlich willkommen.

Eine besondere Gruppe

Neben der „normalen“ Einsatzgruppe gehört zur Husumer DLRG eine ganz besondere Abteilung: die Einsatztaucher*innen. Für diese 60 aktiven Mitglieder ist der zweite Vorsitzende der DLRG Husum, Alexander Nissen, zuständig. Mit ihm haben wir über seine Tätigkeit gesprochen.

Die DLRG
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. ist ein gemeinnütziger Verein. Er ist organisatorisch gegliedert als gemeinnützige und selbständige Wasserrettungs- und Nothilfeorganisation. Sie arbeitet grundsätzlich ehrenamtlich mit freiwilligen Helfer*innen. Mit knapp 630.000 Mitgliedern in fast 2000 örtlichen Gliederungen gehört sie zu den größten freiwilligen Wasserrettungsorganisationen der Welt.

TH WASSER Y – Menschenleben in Gefahr

Wenn Alexander Nissen in seinen schwarzen Tauchanzug steigt, atmet er tief und ruhig. Er ist fokussiert. Die Welt, die ihn gleich erwartet, ist kalt und dunkel – und er weiß, dass er große Verantwortung trägt.

Der Bundeswehr-Offizier ist Einsatztaucher und gehört zu denjenigen, die an Orte vordringen, die ein dunkles Geheimnis tragen können. Seine Aufgabe ist es, diese Geheimnisse zu lüften. Er ist derjenige, der in die Tiefe und ins Trübe geht – um Menschenleben zu retten oder um traurige Gewissheit zu schaffen. Und manches Mal ist auch für ihn das Risiko hoch.

Der 33-Jährige wurde in Kappeln geboren, wuchs im Rheinland auf und ist heute als Offizier bei der Luftwaffe in Husum stationiert – sozusagen zurück im Norden. Seit 2018 ist er in der DLRG Husum aktiv, seit 2024 ausgebildeter Einsatztaucher und mittlerweile auch zweiter Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe. Sein Weg begann klassisch mit der Sanitäter-Ausbildung bei der DLRG, führte über den Wasserrettungsdienst und die DLRG-Wachstation am Husumer Dockkoog, bis er vergangenes Jahr in den Kreis der Einsatztaucher aufgenommen wurde, die in Situationen abtauchen, in denen jede Sekunde zählen kann.

Helfer*innen in tragischen Momenten

„Wir dürfen eines nicht vergessen: Wir sind nicht die, die den Angehörigen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Oft sind wir die, die Gewissheit bringen. Das klingt hart, ist aber leider die Realität“, sagt Nissen. Als vor einigen Jahren  ein Auto mit zwei Menschen an Bord im Wasser versinkt, ist er dabei. Für das Ehepaar kommt jede Hilfe zu spät. „Es gibt Dinge, die man nicht vergisst“, sagt er nachdenklich. In solchen Momenten helfen der Einsatzgruppe eingeübte Routine, ein kühler Kopf und später die psychologische Betreuung. „Einsatztauchen ist kein Hobby“, betont Alexander Nissen. „Es ist wie beim THW oder bei der Feuerwehr: Du gehst in Situationen, die dich für immer begleiten werden.“

DLRG – ein starkes Team

Das Team der DLRG Husum ist stark: Über zehn Einsatztaucher*innen und Signalleute stehen bereit. Sie üben regelmäßig alle ein bis zwei Monate in der Eider, der Treene oder in der Ostsee. Diese Übungen sind entscheidend, denn wenn der Alarm „TH Wasser Y“ ertönt – technische Hilfeleistung mit Menschenleben in Gefahr –, muss jeder Griff sitzen, weil jede Sekunde zählt.

Als Einsatztaucher*in zu arbeiten bedeutet absolutes Vertrauen, weiß Alexander Nissen. „Man taucht nie allein; immer zu zweit“, erklärt er. Während eine*r unter Wasser arbeitet, bleibt der bzw. die andere oben und gibt über Zugzeichen an der Leine Kommandos. Fünf bedeutet: alles okay. Sechs: Fund …

Die Anforderungen an Einsatztaucher*innen sind hoch: Wer körperlich fit ist, einen gefestigten Charakter mitbringt und Teamgeist besitzt, kann Einsatztaucher*in werden. Das Alter spielt dabei keine Rolle. In Husum sind die meisten Teamkolleg*innen von Alexander Nissen zwischen 20 und 50 Jahre alt. „Solange du fit bist, kannst du den Job machen“, sagt er. „Aber du musst ihn auch wirklich machen wollen.“

Getaucht wird zu zweit. Eine*r ist unter Wasser, während die bzw. der andere von Land aus Anweisungen gibt und den Kontakt hält.

Ruhig bleiben unter Druck

Die Ausrüstung des Husumer Teams ist modern und funktional: Leichttauchgeräte, Vollmasken mit Sprechfunk, Kranschlingen und Sägen – alles, was notwendig ist, um zum Beispiel unter einem Schiff Opferanoden zu überprüfen, Reparaturen an einem Badesteg durchzuführen oder – im schlimmsten Fall – Tote zu bergen.

Ein*e Einsatztaucher*in muss jeder Situation gewachsen sein und jedes Jahr mindestens zehn Tauchgänge mit insgesamt 300 Tauch-Minuten absolvieren, um die Lizenz zu behalten. Dazu kommen regelmäßige Tauglichkeitsuntersuchungen und tauchmedizinische Schulungen. „Einsatztauchen ist ähnlich wie Fallschirmspringen“, sagt Alexander Nissen. „Du gehst in eine Situation hinein, die du nicht kontrollieren kannst. Du musst Vertrauen in dein Team und in dich selbst haben, denn in dem Moment, wenn die Oberfläche durchbrochen wird und das Wasser über dir zusammenschlägt, bist du allein – mit Dunkelheit, Technik und Hoffnung.“

Für Alexander Nissen gehört das inzwischen zum Alltag. Für Außenstehende grenzt es an Heldentum. Ob bei DLRG, THW oder bei der Freiwilligen Feuerwehr: Mit großem Respekt sollten wir alle Danke sagen, dass es Menschen wie Alexander Nissen gibt.

Ein Wunsch, der Leben retten könnte

Auf die Frage nach seinem größten Wunsch überlegt der Husumer Einsatztaucher nicht lange: „Ich wünsche mir, dass jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer wird und jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer.“ Das ist Alexander Nissens große Vision. Zudem bittet er alle, die Bade- und Eisregeln ernstzunehmen. „Das ist ein kleiner Schritt mit einer ganz großen Wirkung“, ist er überzeugt.

Spenden helfen
Die Arbeit der DLRG Husum wird aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Die Kontoverbindung zur Bekämpfung des Ertrinkungstodes lautet: IBAN DE33 2176 2550 0009 1830 35, BIC: GENODEF1HUM

Fotos: Adobe Stock (1) / DLRG Husum (6)

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