Eine Selbstermächtigung

Theodora Carlyle entstammt einer einflussreichen und vermögenden texanischen Politikerfamilie. Sie selbst ist 1969 mit vierunddreißig Jahren für ihre Zeit ein sogenanntes spätes Mädchen, denn sie ist nicht verheiratet. Stattdessen kann sie auf ein wildes Leben mit verschiedenen Affären zurückblicken, von denen allerdings möglichst niemand etwas wissen darf. Nun endlich soll sie den Diplomaten David heiraten, was ihr recht ist, da sie sonst mit fünfunddreißig Jahren nicht ihr Erbe ausbezahlt bekommt. Mit ihrem Angetrauten geht sie nach Rom, wo David in der Botschaft arbeiten soll. Allerdings weiß sie nicht, was Davids Aufgaben dort tatsächlich sind. Auch scheint es so, als könne Teddy den Ansprüchen ihres Ehemannes nicht gerecht werden. Als sie auf einem Botschaftsempfang, wir befinden uns immerhin in der Zeit des Kalten Krieges, einen Russen wiedersieht, mit dem sie eine Nacht verbracht hat, gerät sie in Unruhe. Dazu macht ihr der Botschafter, ein ehemaliger Schauspieler, den alle den „Wolf“ nennen, eindeutige Avancen. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn ein Paparazzo macht davon ein Foto. Als Teddy versucht, die Sache zu bereinigen und das Foto samt Negativ zu bekommen, gerät ihre Welt vollends aus den Fugen. Und dabei möchte sie doch nur ihre Vergangenheit hinter sich lassen und eine „brave“ Ehefrau sein. Doch auch alle anderen haben so ihre Geheimnisse, weshalb die Dinge ihren Lauf nehmen – bis Teddy schließlich eine alles verändernde Entscheidung trifft. (hb)

Buchtipp

Teddy

Emily Dunlay

„Teddy“, der überaus lesenswerte Debütroman der amerikanischen Autorin Emily Dunlay, besticht durch eine sehr glaubwürdige weibliche Hauptfigur, an deren Innenleben die Leser*innen tiefgreifend teilnehmen, eine geschickt verpackte Gesellschafts- und damit zugleich Zeitkritik sowie eine sehr spannende Handlung mit vielen nicht vorhersehbaren Wendungen.

Rowohlt Kindler, 382 S., 24 Euro
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