Nicht, dass er schon da gewesen wäre. Nicht, dass er uns noch bevorstünde. Nein, wir sind mittendrin im sogenannten Hochwinter. Er ist das Gegenstück zum Hochsommer. Wobei sich das „hoch“ nicht auf die Temperaturen bezieht. Es ist der Zeitraum gemeint, in dem der Winter seinen Höhepunkt erreicht. Ich sollte wohl besser sagen: erreichen kann.
Polarer Überfall
Von Anfang Januar bis Ende Februar stehen die Chancen für nachhaltigen Schneefall und Frostgrade einfach am besten. Ob es dann wirklich zum Winter kommt, bestimmt nicht einfach nur der Kalender. Die Luftmassen müssen dementsprechend in unserem Gefrierschrank, der Arktis, vorsortiert bereitliegen, um im richtigen Augenblick von Luftströmungen angezapft und abgeholt zu werden. Dem polaren Überfall über Norddeutschland stünde nichts im Weg.
Ob es dann wirklich dazu kommt, ist eine höchst komplizierte Angelegenheit.
Erst recht bei uns im „echten Norden“. Der rühmt sich trotz seines Claims oft genug damit viel zu mild zu sein. Kein Wunder, wir sind ja auch von zwei Winterspaßbremsen umgeben. Nord -und Ostsee halten dermaßen mildes Wasser bereit, dass es auch diesen Monat noch vier Grad „warm“ ist. Sehr viel weiter abwärts wird sich die Anzeige auf dem Thermometer nicht wirklich provoziert fühlen zu sinken.
Fast Winter
Der Schwierigkeitsgrad ist hoch. Der Klimawandel trägt seinen Teil dazu bei – in diesem Jahr ist er höchst provokant. Es sind schon eine Menge Tage ins Land gegangen, an denen es genau die entscheidenden ein bis zwei Grad Erwärmung infolge des Klimawandels waren, die den Winter behindert haben. Ein bis zwei Grad kälter und wir hätten dicke Schneeflocken, erbarmungslosen Winter und fröhliche Gesichter. Aber es ist wie es ist und doch war uns der Winter seit zehn Jahren nicht mehr so nahe wie in diesen Wochen.
Es wäre jetzt an der Zeit zaubern zu können, um den Hochwinter seine volle Wirkung entfalten zu lassen. Auch wenn sich Wettervorhersage manchmal wie Hokus-Pokus anhört, zaubern können wir nicht. Also orientieren wir uns bei den Vorhersagen weiterhin an irdischem Zahlenwerk und Berechnungen – und seien es nur ein bis zwei Grad.
Meeno Schrader
Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist das Wetter für Meeno Schrader weit mehr als nur Small Talk. Er hat es an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt „getestet“ und lebte und arbeitete unter anderem in Australien, Korea, der Karibik und den USA. Seit 2002 ist er der „Wetterfrosch“ des Schleswig-Holstein-Magazins beim NDR. In der Lebensart verrät er jeden Monat einen Gedanken aus seinen Wetterwelten.