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Johanna Mestorf

Sie war Autodidaktin, der Zugang zur Universität blieb ihr im 19. Jahrhundert als Frau verwehrt; aber dank ihres unermüdlichen Selbststudiums machte sie eine wissenschaftliche Karriere.

Johanna Mestorf (1828-1909) wird in Bad Bramstedt geboren. Ihr Vater, Jacob Heinrich Mestorf, ist Arzt und stirbt bereits 1837 an Magenkrebs. Er hinterlässt eine wertvolle Altertumssammlung, die – so kann man annehmen – die spätere Berufswahl der Tochter stark beeinflusst. Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Mutter mit neun Kindern bekommt Johanna eine gründliche Ausbildung an einer höheren Töchterschule in Itzehoe und geht anschließend als Erzieherin in den Haushalt des Grafen Piper auf Schloss Engsö in Schweden. Fünf Jahre verbringt sie dort, lernt mehrere nordische Sprachen und arbeitet sich in die skandinavische Geschichte ein.

Als sie 1859 zu ihrem Bruder nach Hamburg zieht, beginnt sie mit der Übersetzung vieler Werke von skandinavischen Forschern. So gelingt es ihr, die nordische archäologische Forschung in Deutschland bekannt zu machen. 1866 schreibt sie einen ersten Roman „Wiebeke Kruse“, wendet sich dann aber mehr und mehr der Archäologie zu. In einer sehr verständlichen Sprache macht sie die Bevölkerung in Schriften auf die „vaterländischen Altertümer“ aufmerksam, und es gelingt ihr, dass so mancher Fund einem Museum zugeführt wird.

Pionierin der Moorleichenforschung

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1873 wird sie Kustodin am Kieler Museum und nach dem Tod von Professor Gottfried Heinrich Handelmann 1891 als erste Frau in Deutschland Direktorin eines Museums und damit auch Leiterin eines Universitätsinstituts. Zahlreiche Ehrungen werden „der größten Frau unserer Heimatprovinz Schleswig-Holstein“ entgegengebracht. Zu ihrem 70. Geburtstag bekommt sie den Titel Professor als zweite Frau in Deutschland. Sie erhält die kleine Medaille für Kunst und Wissenschaft, den silbernen Frauenverdienstorden und die schwedische goldene Medaille. Der Kaiser übergibt ihr anlässlich der Pensionierung im 81. Lebensjahr seine Fotografie mit Unterschrift, die medizinische Fakultät macht sie zum Ehrendoktor wegen ihrer Moorleichenforschung.

Wenige Monate später stirbt sie am 20. Juli 1909 und wird in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Heute steht ein Erinnerungsstein im „Garten der Frauen“.

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