Mit Wind in den Segeln zurück zu den Anfängen: Jörg Stoeckicht erinnert sich an die Gründung von „Lebensart im Norden“ – und erzählt, wie aus einer mutigen Idee ein Magazin wurde, das Menschen und Geschichten im Norden verbindet.
von Natalie Zahnow
Es ist Anfang September, der Herbst liegt schon in der Luft. In Vorfreude auf einen ganz besonderen Termin checke ich morgens die Wetter-App: wolkig, aber trocken. Zum Glück – denn heute treffe ich meinen ehemaligen Chef Jörg „Stoeck“ Stoeckicht nicht im Büro oder Café, sondern am Steg vor der FH-Mensa an der Schwentine. Dort wartet die „Onda“ auf uns, ein alter Uni-Segler, der früher „Christian Albrecht“ hieß. Kaum an Bord, weht mir Urlaubsgefühl entgegen: Möwen kreischen, die Sonne kämpft sich immer wieder durch die Wolken, und mit herrlichem Ausblick nehmen wir Kurs auf die Kieler Innenförde. Doch wir sind nicht nur zum Vergnügen hier. Zwischen Segelsetzen und Kurshalten geht es um ein besonderes Jubiläum, das mehr als ein Meilenstein ist: 20 Jahre „Lebensart im Norden“.
Von After Dark zu Lebensart
Während Stoeck die Schoten dichtnimmt, schwelgt er in Erinnerungen. „Eigentlich hat alles mit dem Veranstaltungsmagazin After Dark in Neumünster angefangen“, erzählt er. Mit seinen damaligen Geschäftspartnern Martin Lürssen und Andreas Brügmann startete er das Projekt 1994 in bester Start-up-Manier: „Texte, Anzeigen, Layout – wir haben alles selbst gemacht.“ Einige Jahre später kam auf Initiative von Redakteurin Barbara Kock-Rohwer „Tipps für Kids“ dazu, das 2024 bereits sein 25. Jubiläum feierte. „Wir alle hatten kleine Kinder, also war das genau unser Thema“, sagt Stoeck. Im Team mit der neugewonnenen Anne-Kristin Bergan wurde auch daraus in kürzester Zeit ein echter Erfolgstitel.
Doch das Team hatte Lust auf mehr. „Wir wollten ein Magazin machen für Leute, die nicht mehr jedes Wochenende in Clubs und auf Partys unterwegs sind, sondern die Kultur, gutes Essen, schöne Orte und vor allem nachhaltige Qualität schätzen“, erinnert sich Stoeck. 2005 legte die erste Ausgabe von „Lebensart im Norden“ ab – zunächst in Kiel und Neumünster, bald mit Kurs auf Flensburg, Hamburg, Lübeck und Südholstein.

Kompass im Norden
Die Mischung aus Reportagen, Lifestyle, Kultur und Kulinarik traf den Nerv der Zeit. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich „Lebensart“ zum auflagenstärksten Regionalmagazin im Norden. „Uns war immer wichtig, Qualität zu bieten – für unsere Leserinnen und Leser genauso wie für die Werbepartner, die uns von Anfang an begleitet haben“, betont Stoeck. Denn die Idee war von Beginn an zweigleisig: spannende Inhalte und eine Plattform, auf der Unternehmen sichtbar werden konnten. „Viele unserer Kunden waren inhabergeführte Läden und Betriebe, die Unterstützung brauchten. Mit der ‚Lebensart‘ konnten sie ihre Geschichten erzählen.“
So wurde das Magazin zu einem Schaufenster der vielfältigen Regionen Schleswig-Holsteins. Wer wissen möchte, wo es im Norden gutes Essen, inspirierende Kultur, besondere Ausflüge, schöne Produkte und die besten Dienstleister gibt, greift seit jeher zur „Lebensart“.

Kurs halten
Wie auf dem Wasser gab und gibt es auch im Mediengeschäft unruhige See. Corona, Papierpreisexplosion, steigende Druckkosten und die rasante Entwicklung der Medienlandschaft stellten das Team vor Herausforderungen. „Aber entscheidend ist: Immer Qualität liefern! Damit umschifft man auch die größte Krise“, sagt Stoeck lachend. Für ihn war immer klar: „Unsere Inhalte müssen mit Herzblut gemacht sein. Künstliche Intelligenz kann manches erleichtern, aber echte Geschichten entstehen durch Menschen!“ Ein wichtiger Meilenstein war dabei die Fusion mit dem Kieler Medienhaus falkemedia. 2019 fand die „Lebensart“ hier ihren neuen Heimathafen. Gemeinsam mit den Regionalmagazinen KIEL-erleben und RENDSBURGerleben entstand so eine starke Familie von Nordmedien, die jahrzehntelanges Know-how vereinen und sowohl Print als auch Online auf einem neuen Level denken.

Ausgabe der Lebensart.
Ein Team wie eine Crew
Ich selbst bin Anfang 2024 an Bord des „Lebensart“-Dampfers gegangen – und habe mich sofort wie zu Hause gefühlt. Dieses Gefühl zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte: ein Miteinander auf Augenhöhe, das weit über Redaktionsschluss hinausgeht. Monat für Monat entstehen in engagierter Teamarbeit neue Ausgaben, doch genauso wichtig sind die gemeinsamen Momente fernab des Redaktionstrubels: das jährliche Boßeln mit Grünkohl, spritzige Kanutouren, amüsante Krimi-Dinner oder einfach ausgelassene Feste. „Lebensart“ ist nicht nur ein Magazin – es ist eine Familie.

Viele, die vor 20 Jahren dabei waren, sind es bis heute geblieben, Freundschaften entstanden – sogar selbst über die aktive Zeit hinaus, wie es bei Jörg Stoeckicht der Fall ist, der im letzten Jahr als Geschäftsführer verabschiedet wurde. Auch die Geschäftspartner*innen und Leser*innen spüren diese Nähe: Sie teilen ihre Geschichten, geben Feedback, sprechen Lob und auch mal Kritik aus. Es ist diese besondere Verbindung, die aus der „Lebensart“ weit mehr macht als nur ein Magazin.Während uns der Wind kräftig vorantreibt und wir bald wieder die Schwentine erreichen, fasst Stoeck zusammen, was das Erfolgsrezept war und ist: „Wir wollten nie Luxus verkaufen, sondern Lebensqualität. Das gilt heute mehr denn je.“ Das 20. Jubiläum ist deshalb nicht nur ein Rückblick auf eine bewegte Geschichte, sondern auch ein Versprechen: „Lebensart“ wird weiterhin die Geschichten des Nordens erzählen – mit Herzblut und klarem Blick auf die Zukunft. Denn diese Reise ist noch lange nicht zu Ende.

Fotos: Natalie Zahnow / Archiv