Es ist schon lange her, dass wir uns dermaßen auf den Monat Mai gefreut haben wie in diesem Jahr. Der Grund für die immense Vorfreude ist schnell ausgemacht. Der April war Schuld. Was sich anfangs noch als beeindruckendes Naturschauspiel verkaufen ließ, wurde mehr und mehr zu einem Spielverderber. Aus guter wurde erst mäßige und dann miesepetrige Laune. Rücksichtsloses, eiskaltes Auftreten wurde zur Blaupause für das Aprilwetter. Tag für Tag.
Na gut, zumindest zum Ende hatte es ein wenig mehr Ein- und Nachsicht. Dabei wurde uns ein Wetter vor die Füße geworfen, wie wir es eigentlich vom April kennen. Zumindest sollte es uns nicht überrascht haben, so wie es kam. Wir haben es nur einfach sehr lange nicht mehr in diesem ausgeprägten Stil erlebt. Nehmen wir die Wassertemperaturen. Eine sehr konservative Größe. Wie oft waren wir am 1. Mai mit der MAIOR – Regatta die erste Serie segeln. Wie oft haben wir geflucht, weil das Wasser noch fünf Grad hatte – bannig kalt.
Dieses Jahr sind es zum Einstieg in diesen Monat acht Grad. Und das nach gefühlt unzähligen viel zu kalten Tagen. Mai ist Trumpf. Aber was reden wir noch über Schnee von gestern. Nach vorne geht der Blick und da steht der Mai als Wonnemonat spalier. Des Wetters und der Natur wegen. Das Wetter kann einfach viele Dinge besser. Ist ruhiger und besonnener. Ihm fehlt der Übermut. Sonne, Wärme, Luftdruck, Regen stehen in einem ausgeglichenen Verhältnis. Hier ruft das Wetter und da reagiert die Natur. Beide sind so eng verknüpft wie in keinem anderen Monat. Das Ergebnis kann sich nicht nur einfach so sehen lassen, es ist mehr.
Der Mai ist das Trumpfass in den Jahreszeiten. Es ist die Üppigkeit, mit der Bäume, Büsche, Sträucher und Co. ausschlagen und bei wärmeren Verhältnissen gar nicht wissen, wohin so schnell mit all dem leuchtenden Maigrün. Oder Rapsgelb. Oder Hyazinthenviolett. So jung, so frisch, so neu. Kam der April noch provozierend daher, strahlt der Mai Ruhe und Gelassenheit aus. Was will man mehr.
Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist das Wetter für Meeno Schrader weit mehr als nur Small Talk. Er hat es an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt „getestet“ und lebte und arbeitete unter anderem in Australien, Korea, der Karibik und den USA. Seit 2002 ist er der „Wetterfrosch“ des Schleswig-Holstein-Magazins beim NDR. In der Lebensart verrät er jeden Monat einen Gedanken aus seinen Wetterwelten.