von Nina Wrede

Ob „Granat“, „Porren“ oder doch „Garnelen“ – Nordseekrabben haben viele Namen und gehören zur Westküste wie die Würmer ins Wattenmeer. Wenn in Husum die Kutter im Binnenhafen liegen und der Duft dieser fangfrischen Meerestiere in der Luft liegt, ist es Zeit für die alljährlichen Husumer Krabbentage. Die volle Portion Küstenflair gibt es dieses Jahr am 16. und 17. Oktober.

Besucher*innen sind eingeladen, die bunte Hafenmeile entlangzuspazieren und die maritime Herbst-Atmosphäre zu genießen. Seit mehr als 20 Jahren widmet die Stadt ein ganzes Wochenende im Oktober der typisch norddeutschen Delikatesse. An beiden Tagen wird die Stadt wieder von 10 bis 18 Uhr bunt erstrahlen. Rund um den Binnenhafen findet sich eine maritime Schlemmermeile mit einem vielfältigen Fischangebot und Köstlichkeiten vom Schwenkgrill sowie leckere Süßspeisen. Auf dem Marktplatz schlendern Besucher*innen über den Kunsthandwerkermarkt. Zusätzlich ist in der Innenstadt überall verkaufsoffener Sonntag, die ideale Gelegenheit also mit einem Fischbrötchen in der Hand einen ausgedehnten Stadtbummel zu machen.

Mitgehangen, mitgefangen

Gummistiefel an die Füße, den Friesennerz bis unters Kinn ziehen und los geht‘s auf eine kleine Fischkutter-Spritztour! Rund 93 dieser flachbodigen Schiffe sind in Schleswig-Holstein stationiert, unter anderem in Husum, Büsum und Pellworm. Die Krabbenfischerei blickt im Norden auf eine lange Tradition zurück und ist eine der ältesten Kulturtechniken der Nordsee-Fischerei, die seit dem 17. Jahrhundert betrieben wird. Es geht früh los, denn die Natur bestimmt den Arbeitsalltag. Wenn die Ebbe kommt, kann der Kutter mit der Strömung aus dem Hafen auslaufen und im Wattenmeer auf Garnelenfang gehen. Ein Blick nach oben offenbart einen Mast mit zwei Bäumen, an denen die Fangnetze befestigt sind. Vom Ruderhaus gesteuert, werden diese während der Fahrt abgesenkt und über den Meeresgrund geschleift. Rollen scheuchen die am Boden lebenden Garnelen dabei auf und wirbeln sie bis nach hinten ins trichterförmige Netz. Das Besondere: Die empfindlichen Tiere werden direkt an Bord in Meerwasser abgekocht und bekommen so ihre typisch rötliche Färbung. Da sie aber nicht konserviert, sondern nur im Kühlraum gelagert werden, muss der Kutter nach spätestens 72 Stunden in den Hafen zurückkehren. Nur so kann die Frische des Fangs garantiert werden. Also auf geht’s: Runter von Bord und Krabben pulen!

Knacken, ziehen, lösen

Krabben sind Delikatessen, aber essbar ist nur das nussig schmeckende Fleisch, der Schwimmmuskel im Hinterteil des Tieres. Um an das schmackhafte Innere zu kommen, ist ein bisschen Geschick und etwas Übung notwendig, aber das Prinzip ist einfach: Die kleine Garnele zwischen beide Hände nehmen und Kopf und Panzer jeweils mit Daumen und Zeigefinger umfassen. Dann die Hände in entgegengesetzte Richtung drehen und den Krabbenschwanz vorsichtig abziehen. Jetzt nur noch das Fleisch aus dem Kopf lösen. Wichtig dabei ist, immer mit viel Fingerspitzengefühl zu arbeiten und nicht zu kräftig zu drücken oder zu ziehen. Aber keine Sorge: Nach ein oder zwei Übungsdurchläufen sitzt die Prozedur und die frischen Krabben häufen sich auf dem Teller. Wer das Ganze lieber unter fachkundiger Anleitung lernen möchte, sollte im Tönninger Packhaus vorbeischauen. Dort werden regelmäßige Krabbenpul-Kurse angeboten, der letzte für dieses Jahr am 2. Oktober. Für die passende Stimmung sorgt der örtliche Shanty-Chor und wer sich traut, kann auch am Wettbewerb teilnehmen. Die selbstgepulten Meerestiere dürfen selbstverständlich auch verspeist werden.

Kulinarischer Klassiker

Direkt vom Kutter werden die fangfrischen Nordseekrabben übrigens in Litern verkauft. Aber Vorsicht: Ein Liter entspricht dabei nicht einem Kilo, sondern etwa 500 bis 700 Gramm, ungepult. Genau so und nicht anders schmecken sie aber am besten. Die norddeutsche Spezialität ist vielseitig einsetzbar, es gibt jedoch einen ungeschlagenen Klassiker, für den jede*r im Norden alles stehen und liegen lässt:

HALLIGBROT


© Christian Fischer / iStock / Getty Images Plus

Zutaten

• 40 g (ungepulte) Krabben

• 1 Scheibe (Schwarz)brot

• 1 – 2 Teelöffel Butter

• 1 – 2 Eier

Zubereitung

• Die Krabben pulen (Frisch vom Kutter und selbstgepult schmecken sie am besten).

• Stulle mit Butter bestreichen und die Krabben darauf legen.

• Das Ei in der Pfanne anbraten und auf das Krabbenbrot legen – fertig!

>> Mehr Infos gibt es unter www.husum-tourismus.de.

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